Festplatten und Dateien statt Fingerabdrücke und DNA: Im Arbeitsalltag unserer heutigen Interviewpartnerin dreht sich alles um digitale Spuren. Als Quereinsteigerin wagte Alberije Osaj vor einigen Jahren den Sprung in die IT-Forensik. Heute unterstützt sie das Landeskriminalamt NRW dabei, Beweise zu sichern und Straftaten aufzuklären. Was sie an ihrer Arbeit besonders fasziniert und warum Mut und Lernbereitschaft wichtiger sind als ein perfekter Lebenslauf, erzählt die IT-Forensikerin im Interview.

Hallo Alberije, wir freuen uns, dass du Teil unserer Interviewreihe bist. Kannst du dich für unsere ewa-Community kurz vorstellen?

Hallo! Mein Name ist Alberije Osaj, ich arbeite als IT-Forensikerin im Team der Forensik Cloud beim Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen.

Wie lief dein Weg in die Cybersicherheit ab? Und warum hast du dich für eine Karriere in dem Bereich entschieden?

Mein Weg in die Cybersicherheit war alles andere als geradlinig — ich bin klassische Quereinsteigerin. Ursprünglich komme ich aus der Eventbranche, wo ich als gelernte Veranstaltungskauffrau in der Tourneeproduktion tätig war. Während der Coronazeit habe ich mich neu orientiert und ein Studium der Medieninformatik begonnen, das ich mit dem Bachelor abgeschlossen habe. Derzeit studiere ich berufsbegleitend praktische Informatik im Master und arbeite parallel beim LKA. Der Quereinstieg war herausfordernd, aber auch unglaublich bereichernd – und das LKA bietet mir die idealen Rahmenbedingungen dafür.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag als IT-Forensikerin beim LKA NRW aus?

Als IT-Forensikerin bereite ich forensisch gesicherte Beweismittel auf, dabei handelt es sich um Sicherungen von digitalen Asservaten wie Smartphones, Rechner und weitere Datenträger. Mithilfe forensischer Software stelle ich gelöschte oder beschädigte Daten wieder her, um sie für Ermittlungen nutzbar zu machen. Besonders in unserem Team der Forensik Cloud legen wir großen Wert auf die Automatisierung forensischer Prozesse – ein Alleinstellungsmerkmal, das uns ermöglicht, digitale Spurenträger schneller und effizienter aufzubereiten. Darüber hinaus stehe ich den Ermittlerinnen und Ermittlern bei technischen Fragen unterstützend zur Seite.

Ein klassischer Tag kann ganz unterschiedlich aussehen, denn kein Fall ist wie der andere. Ich lerne ständig dazu und arbeite in einem professionellen Team, mit moderner Technik und immer mit dem Gefühl, etwas Wichtiges zu tun. Das LKA bietet mir dafür ein starkes Umfeld: von flexiblen Arbeitszeiten über Weiterbildung bis hin zu einem vielseitigen Umfeld mit sicherer Perspektive, Entwicklungsmöglichkeiten und einem starken Teamzusammenhalt.

Welche Dinge reizen dich an deinem Job besonders?

Mich begeistert, dass meine Arbeit einen echten gesellschaftlichen Mehrwert hat und damit sinnstiftend ist. Ich kann konkret dazu beitragen, Straftaten aufzuklären und Menschen zu schützen – das motiviert mich jeden Tag.

Welche Fähigkeiten sind als IT-Forensikerin besonders wichtig? Was sollten andere interessierte Frauen noch über dein Jobprofil wissen?

Neben technischem Know-how – z. B. in Bereichen wie IT-Forensik, Netzwerktechnik, Automatisierung oder Programmierung – sind auch Soft Skills entscheidend: analytisches Denken, Teamarbeit und Kommunikationsfähigkeit. Und: Neugierde! Die IT-Welt verändert sich ständig — wer offen bleibt, lernt nie aus.

Frauen sind aktuell in der Cybersicherheit leider noch unterrepräsentiert. Was muss sich aus deiner Sicht ändern, damit mehr Frauen den Schritt in die Branche gehen?

Es braucht mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Branche. Gerade deshalb finde ich Rolemodel-Initiativen so wichtig. Außerdem müssen Arbeitgeber Rahmenbedingungen schaffen, die Vereinbarkeit und Entwicklung ermöglichen. Das LKA geht hier mit gutem Beispiel voran: von flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten bis hin zu Gesundheitsangeboten, Weiterbildungen und familienfreundlicher Struktur.

Außerdem setzt sich das LKA aktiv für Chancengleichheit ein. Es gilt ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld, in dem alle ihre individuellen Fähigkeiten zum Schutz der Demokratie einbringen können. Besonders als Frau spüre ich hier Wertschätzung, denn hier zählen meine Kompetenzen, nicht mein Geschlecht.

Dein Rat an andere Frauen oder Mädchen, die über einen (Quer-)Einstieg in die Cybersicherheit nachdenken?

Habt keine Angst vor einem Quereinstieg und traut euch! Lasst euch nicht von vermeintlichen Hürden abschrecken. Viele denken, dass man als Frau erst „alles können“ muss, bevor man den Schritt wagt – das stimmt nicht. Es braucht nicht den perfekten Lebenslauf, sondern Neugier, Lernbereitschaft und den Mut, neue Wege zu gehen. Gerade als Quereinsteigerin bringt man oft wertvolle Perspektiven mit. Vor allem beim LKA wird man beim Einstieg fachlich und menschlich gut unterstützt, um sich weiterzuentwickeln.

Wer sind deine Role Models?

Ich lasse mich gern von Frauen inspirieren, die mutig neue Wege gegangen sind, egal ob in der IT oder außerhalb. Aber auch Kolleginnen im eigenen Team, die mit Leidenschaft und Fachkompetenz arbeiten, sind für mich echte Vorbilder.

Vielen Dank für diese spannenden Einblicke in deinen Berufsalltag, liebe Alberije. Du möchtest mehr über die Karrieremöglichkeiten beim LKA NRW erfahren? Unten findest du alle wichtigen Infos.